Hallelujah, La Hengst
hat`s: den Bogen raus, die Augen offen, die Füße auf dem
Boden und den Kopf voller Flausen. Phantasielosigkeit ist ein Luxus,
den sie
sich nicht leistet.
"Der beste Augenblick" ist eine Platte für poetische
Pragmatiker, politische Popisten, populistische Be-Bop-A-Luder - und
sie steckt voller kickender und thrillender Ohrwürmer. Was immer
du mit deinem Leben anfängst, etwas davon findest du in einem Lied
von Bernadette La Hengst.
"Die Braut haut ins Auge" war die Pop-Bühne, auf der
La Hengst in den 90er Jahren für das Recht zu Rocken melodiös
und lautstark eingetreten ist. Auf diesen Errungenschaften baut sie
auf. Im neuen Jahrtausend besinnt sich La Hengst auf sich selbst und
zeigt, dass es dabei nicht nur viele verschiedene Seiten, sondern eine
ganze Welt zu entdecken gibt. La Hengst würde sich mit genug nie
zufrieden geben.
"Der beste Augenblick" ist ihre persönlichste, aber auch
ihre präziseste Platte, weil sie einen Standpunkt entwickelt und
zur Tanzfläche ausbaut.
"Die da oben machen ja doch was wir wollen" versorgt die von
privaten und politischen Frustrationen Geplagten mit kämpferischer
Fröhlichkeit und überlebenswichtigem Trotz. La Hengst, die
nicht an Absichten, sondern an Aktionen glaubt, kann ein Lied davon
singen. Aufgeben geht nicht, schon gar nicht, wenn man in einer Stadt
wie Hamburg lebt und Musik macht, in der Ronald Schill Ängste schürt,
um Hoffnungen unter Ressentiments zu begraben.
Der Song ist der Startblock von dem aus sich La Hengst in 13 weitere
Höhen schwingt. "Der beste Augenblick" schickt die Hörer
auf eine Fahrt ins Blaue mit bestimmtem Ziel: Utopie durch Popmusik
der Gegenwart wieder möglich zu machen.
Und spätestens hier wird klar, dass "solo" nicht von
"so lonely" kommt.
Im Alleingang gibt es keinen Austausch und aus Einsamkeit entsteht keine
Energie.
La Hengst führt auf "Der beste Augenblick" die verschiedensten
Stile, Persönlichkeiten, Themen und Thesen zusammen, dirigiert
persönliche Noten und macht Laune, Akkorde dazu zu erfinden.
Der prog-rockende Frankfurter Künstler Sergej Jensen, Knarf Rellöm
& DJ Patex, die Aeronauten und Parole Trixi sind die Gäste
auf dieser Album-Party, auf der es mindestens so sehr um Disko wie um
Diskussionen geht. Ausgeschlossen bleiben nur Polit-Pädagogik und
Songschreiber-Befindlichkeit. Und Melancholie & Romantik gibt es
nicht umsonst, denn wenn sie schlauer machen sollen, dann müssen
sie durch Verzweiflung erkämpft werden. "Der beste Augenblick",
der Smash-Hit des Albums, legt davon ebenso Zeugnis ab wie das lautmalerische
"Immer noch ich" und das wachrüttelnde "Weh tun
(wir bleiben in Bewegung)".
Die Lieder haben im Wohnzimmer-Studio Flügel bekommen und erzählen
nun Geschichten über das Sommermädchen Juno, das eigentlich
ein Junge werden sollte, über Silverstar, die Liebe will, aber
nicht aushalten kann und über eine Begegnung mit Gott im Etap Hotel.
Disko-Chansons, gefüttert mit Elektro-Zoom, Mood-Metal und Loversrock-Wave,
gesungen von "der besten weiblichen Stimme Deutschlands" (Thomas
Meinecke).
Die Lieder und Texte von "Der beste Augenblick" greifen direkt
ins Leben und zwar mit voller Absicht, denn:
Bernadette La Hengst ist eine Frau mit einem Hang zur Revolution.
(Connie Lösch)
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