Suburban Bucharest

 

Suburban Bucharest
Mahala Sounds from Romania
CD 0323

Preis: 15€

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  1 Dan Armeanca & Fanfare Ciocarlia Iag Bari 04:35
2 Romica Puceanu Ileana, Ileana 02:52
3 Taraf de Haidouks & Kocani Orkestar Carolina 05:27
4 Maria Tanase & Taraf Mitica Matsa Jandarmul 03:33
5 Dona Dumitru Siminica Draboro 03:17
6 Aurel & Victor Gore, und Costel Vasilescu Hora Lautareasca 02:12
7 Gabi Lunca Cu-o damigeana si-un pahar 02:53
8 Faramita Lambru La Crama din Dragasani 03:27
9 Raducano & Orchester Gypsy Star Maneaua lui Kemal 02:09
10 Romica Puceanu Doi tovaris am la drum 04:11
11 Dan Armeanca & Band Can Marraulan 05:47
12 Taraf de Haidouks & Viorica Rudareasa Dumbala Dumba 02:14
13 Raducano & Orchester Gypsy Star So del duma al romsea 02:47
14 Vasile Armeanca Alilili Monica 04:46
15 Maria Tanase Ia uite zauIa uite-o, zau 03:15
16 Mahala Rai Banda Esti Sexy 04:11
17 Rom Bengale Baro Biao 08:55
18 Zavaidoc Cantecului Zavaidoc 02:21

 

Liner Notes der Herausgeberin Grit Friedrich
Wen es in den späten achtziger Jahren nach Bukarest verschlug, der konnte zwei musikalische Parallelwelten erleben. Am Nachmittag lief im Fernsehen staatlich sanktionierte Folklore, präsentiert von überdimensionierten Orchestern vor Plastikkulissen, am Abend auf einer Hochzeit in der Vorstadt (rum: mahala) erklangen Lieder, bei denen jedes dritte Wort der Zensur zum Opfer gefallen wäre. Doch Zensoren traf man so gut wie nie auf den üppigen Festen der Blumenzigeuner aus dem Bukarester Stadtteil Tej. In den letzten Jahren des Ceausescu-Regimes wurde die muzica lautareasca oraseneasca (städtische Lautarimusik) nur noch am frühen Morgen im Radio gespielt, denn sie paßte ob ihrer orientalisch klingenden Melodien und manchmal auch vulgären Texte nicht so recht ins Menschenbild des Conducators, der vor allem für Romanzen geschwärmt haben soll.
Entstanden ist die Lautarimusik an der Peripherie südrumänischer Städte, wie Pitesti, Craiova, Arges oder Ploiesti, wo sich Ende des 19. Jahrhunderts viele aus der Sklaverei entlassene Zigeuner angesiedelt habeen. Wenn sich die Leute dort am Wochenende in Gartenlokale bei Wein und Mici getroffen haben, spielte immer auch ein taraf, wie die Kapellen der Zigeunermusiker genannt werden. Geige, Zimbal, Gitarre, Akkordeon und Kontrabass, die Besetzung wechselte und war ein guter Sänger dabei, lockten Engagements in besseren Lokalen von Bukarest.

Romica Puceanu war in den sechziger bis achtziger Jahren neben Gabi Lunca die am häufigsten gebuchte Interpretin dieser Vorstadtlieder über rumänische Emigrantenkreise bekannt, wurden diese Sängerinnen aber erst Ende der Neunziger mit einem halben dutzend Liedern auf der Network-Doppel-CD Gypsy Queens.

Es gab bisher keinen Sampler der sich explizit der Musik aus den mahalale, den Vorstädten von Bukarest angenommen hat und dabei den Bogen spannt von frühen Aufnahmen aus aus den dreißiger Jahren bis ins dancefloor-orientierte Heute.
Einige Songs auf SUBURBAN BUCHAREST sind noch nie außergalb Rumäniens auf Tonträgern erschienen, denn hierzulande konnte man vor allem mit den jüngsten Entwicklungen der rumänischen Zigeunermusikszene Richtung Gypsypop nicht viel anfangen. Es sei den mit geremixten Hits der weltberühmten Band Taraf de Haidouks oder den atemberaubend schnellen Sounds der Fanfare Ciocarlia aus der Moldau.
Es gibt viele Leute in Rumänien, die sagen Lautarimusik ist nicht gleich Zigeunermusik, sondern die Musik, die von Lautari genannten Musikern gespielt wurde. Und andere werden sich garantiert darüber aufregen, dass auf diesem Sampler auch kommerziell höchst erfolgreiche manele aus den neunziger Jahren auftauchen.

SUBURBAN BUCHAREST vereint grandiose Stimmen, virtuose Fiddler, erzählt von Spielanlässen und Orten, dem ständig wechselnden Zeitgeschmack und dem drohenden Ende der alten Lautarimusik. Es geht um musikalische Einflüsse aus Serbien, der Türkei und dem Nahen Osten, die politische Würdenträger gern als Verunreinigung rumänischer Musik apostrophieren. Die improvisierten Wellblechkneipen in den größtenteils betonierten Vorstädten Bukarests wurden in den letzten Jahren plattgemacht, mit ihnen verschwanden die Auftrittsorte vieler Zigeunerbands.Von denen nur wenige das Glück hatten entdeckt zu werden.

Grit Friedrich (lebt z.Zt. in Rumänien)