Dario Domingues Memorial Fund

Darío Domingues ist gestorben

     Der Komponist, Flötist, Sänger und Percussionist Darío Domingues aus Argentinien, international bekannt durch seine ganz besondere, gefühlvolle und dem Inhalt verpflichtete Interpretation traditioneller und vor allem indigener Musik, starb im Alter von 46 Jahren am zweiten Aprilwochenende in Ottawa, Canada. Er hinterließ einen 13jährigen Sohn.
      Der autodidaktische Multiinstrumentalist, Sohn eines italienischstämmigen Vaters und einer Mutter vom Stamm der Mapuche wuchs in der nordpatagonischen Andenregion um Neuquén auf, in einem Land und mit Menschen, denen er zeitlebens verbunden blieb. Erst mit 18 Jahren begann er, das Spiel der traditionellen Blasinstrumente der Anden zu erlernen und Musik zu machen.
Mit 19 Jahren mußte er Argentinien auf der Flucht vor den Militärs verlassen.
      Zunächst tourte er durch Mexico als Puppenspieler und Musiker in verschiedenen Gruppen, emigrierte dann 1977 ins Exil in den Norden, nach Canada, wo er sich in Ottawa niederließ und zu komponieren begann. "Ich habe all´ die Dinge gemacht, die gute Dritte-Welt-Immigranten in Canada so machen", sagte er dem Ottawa Citizen. Um über die Runden zu kommen, putzte er Toiletten, frittierte Hamburger, verkaufte seine selbstgemachten Instrumente und spielte als Straßenmusikant, unter anderem vor dem National Arts Centre.
      1980 trat er das erste Mal mit Willie Dunn in München auf, wo er sein Publikum in Bann zog und seitdem in regelmäßigen Abständen Tourneen durch verschiedene europäische Länder unternahm, Musiker aus Canada mitbrachte und viele musikalische Kontakte in Europa knüpfte. Auftritte in den Verei nigten Staaten und in Japan folgten.      Darío wurde zur panindianischen Stimme, transformierte seine Botschaft , nicht nur musikalisch inspiriert durch seine Eindrücke und Begegnungen auf Reisen durch Südamerika und die Karibik, in seinen manchmal melancholischen und nachdenklichen, manchmal kämpferischen, aber immer ermutigenden , hoffnungs- und kraftvollen Liedern.
In Canada nahm er jahrelang an allen namhaften Folk Festivals teil, spielte endlich im National Arts Centre von Ottawa.
Anerkennung in Deutschland erfuhr er 1982 durch die Verleihung des "Jahrespreises der Deutschen Schallplattenkritik" für sein erstes Album "The End Of The Yahgan´s Journey". 1983 war sein zweites Album "Exodus South Of Rio Grande" nominiert als "Album des Jahres" in der Kategorie zeitgenössischer Musik, zusammen mit Keith Jarrett in Jazz und Joe Cocker in Rock und 1984 erhielt er zum zweiten Mal den "Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik", was ansonsten nur den Beatles und Bob Marley gelang. 1986 wurde sein Sohn Damián geboren, "das Beste, was mir im Leben widerfahren ist" und Darío, der alleinerziehender Vater war, nahm sich eine Auszeit vom "Business". Die Beziehung zu seinem Sohn war ihm sehr wertvoll, wie er immer betonte, sodaß er dafür Einschränkungen gerne in Kauf nahm.
      "Zurück auf der Bühne" hörte er nicht auf zu experimentieren, kombinierte südamerikanische Rhythmen und ursprüngliche Melodien mit einer Skala exotischer Akustik, Klänge einer großen Vielfalt von Instrumenten auch afrikanischen und asiatischen Ursprungs sowie selbst hergestellter Instrumente mit elektronischen Elementen. Seine Sprache bleibt jedoch immer klar und eindringlich.
"Under The Totems" ist eine den Ersten Nationen beider Amerikas gewidmete zweiteilige musikalische Arbeit zur Mahnung an das von den U.N. zum "Jahr der Menschenrechte für die eingeborenen Völker dieser Welt" proklamierte Jahr 1993.
Viele haben Darios Musik als Begleitung zu Dokumentarfilmen gehört, vielleicht oft, ohne ihren Ursprung zu kennen.
Darío genoß auch sehr seine Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, mit denen er Workshops an Schulen abhielt. 12 Jahre lang arbeitete er für MASC (Multicultural Arts for Schools and Communities) in Ottawa, eine Organisation, die Künstler verschiedener kultureller Herkunft Kindern und Jugendlichen nahebrachte. "Er kam zu den Kindern mit allem, was er hatte", sagte Jennifer Cayley von MASC, "Die Kinder konnten so klar erkennen, wie engagiert er war...wenn sie Daríos Vorstellung folgten, konnten sie wirklich sehen, wie wichtig Musik sein kann."
Darío nahm mit großem Interesse an Konzerten, Festivals und wohltätigen Aktivitäten teil , um Geld zusammenzubringen für die Geknechteten in den lateinamerikanischen Ländern, klagte die Ungerechtigkeit, Armut und Repression , verursacht durch die politischen und wirtschaftlichen Systeme, an.
      1998 zerrten ihn Betrunkene aus seinem Auto und fügten ihm schwere Kopfverletzungen zu, von denen er sich nur mühsam erholte, vor allem durch den Beistand seines Sohnes. CD-Produktion und Tournee mußten verschoben werden.
      Auf seiner letzten Tournee durch Deutschland und Österreich im November ´99 freute ihn die Athmosphäre während seiner Konzerte sehr, wenn auch das Interesse "zahlenmäßig" im Vergleich zu den Vorjahren spürbar abgenommen hatte. In diesen Stunden beachtete er den kommerziellen Aspekt seiner Arbeit nicht. Darío war Musiker mit ganzer Seele. "Yo canto para no morirme - ich singe, damit ich nicht sterbe". Es kamen viele Dinge zusammen, als er nicht mehr die Kraft hatte, sein Leben durch Musik zum Tanzen zu bringen.
Wir wollen ihm helfen, damit sein Lied nicht stirbt.
      MASC nimmt Schenkungen für einen Fonds entgegen, der Damián, Daríos Sohn zukommen soll. Schecks sollen ausgestellt sein auf "Darío Domingues Memorial Fund" und eingesandt werden an MASC, 250 Holland Ave, Ottawa, K1Y 0Y6 Information: Jennifer Cayley: Tel.nr. 001-725-9119
      Artistas Latinoamericanos, ALA, der Verein lateinamerikanischer Künstler in Berlin , wird in Zusammenarbeit mit der lateinamerikanischen Gemeinde eine kleine Feier der Anteilnahme organisieren. Das Datum wird so bald wie möglich bekanntgegeben. Für weitere Informationen bitten wir Sie, unter der Tel.nr. 030-8528188 nachzufragen.
 

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last updated: 22.07.2000 | top