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Karl
Valentin
Gesamtausgabe Ton
CD-300 |
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Preis:
59€ |
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Maximal ziellos zur Attacke. Endlich eine Karl-Valentin-Gesamtausgabe. Artikel
von Christoph Schlingensief in der ZEIT. | GO
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Spiegel Artikel: Der
philosophische Schreinergeselle | GO
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Arme reichen sich die Arme. Münchner Kosmos: Das akustische Gesamtwerk
von Karl Valentin
Im kratzigen Charme alter Aufnahmen kommt einem plötzlich ein ganzer Kosmos
entgegen. Und der unterscheidet sich allzu deutlich von dem Bild, das
von dessen Urheber ausgerechnet in München herumgeistert. Karl Valentin,
das putzige Manderl vom Viktualienmarkt, nach dem ein "Musäum"
benannt ist, das um 11.01 Uhr öffnet und 199 Cent Eintritt verlangt.
Bloß ein dünner "Spaßmacher" von einst? Gerade in seiner Heimatstadt
weiß man es eigentlich besser. Und falls doch nicht, dann hat jetzt der
Münchner Trikont-Verlag, berühmt für sorgfältige Ausgrabungen im Untergrund
des "Volksnahen", das ultimative Material zur Präzisierung zusammengetragen.
Karl Valentin Gesamtausgabe Ton 1928 - 1947 ist der schlichte Titel für
eine editorische Meisterleistung. Auf acht CDs ist nun alles zu haben,
was Valentin je an Tondokumenten aufgenommen hat (Trikont US-300). Stunden-
und tagelang kann man als Hörer eintauchen in die fesslende, atemberaubende,
heimelig-unheimliche Welt dieses frühen Meisters des Absurden. Des Mannes,
von dem Alfred Polgar sagte, er sei "ein Gespenst und doch ein Münchner"
und dem Kurt Tucholsky einen "Höllentanz der Vernunft um beide Pole
des Irrsinns" attestierte. Ungemein spannend, den Vorfahren Gerhard
Polts, Eugène Ionescos und Helge Schneiders dem Valentin etwa mit der
Ansage "meine Herrschaften: ein Lied mit Gesang!" vorausgriff
in der Chronologie seiner Kunst der abgründigen Zwischentöne zu erleben.
Schon frühe Stücke wie "Das Aquarium" oder "Übertragung
aus der Hölle" ("So einen Saustall, wie Ihr oben habt, können
wir in der Hölle herunten nicht brauchen!") zeigen Valentin als virtuos-gnadenlosen
Sprache-beim-Wort-Nehmer und Gedanken-Schrauben-Weiterdreher. Und immer
wieder bleibt einem das Lachen im Halse stecken, etwa bei dem Dialog "Der
Sprachforscher" mit Liesl Karlstadt, wo sich das Duo auf die Suche
nach sogenannten "Illobrasekolidationen" macht und beiläufig
der Satz fällt: "Die Reichen reichen sich die Hände, die Armen reichen
sich die Arme". Ein Satz, den man heute wieder viel aufmerksamer
hört wie auch den von den Fremden, die "nur in der Fremde fremd"
sind. Ein radikaler Menschenbeobachter und Präzis-Denker war Karl Valentin
(1882 - 1948), der völlig verarmt und verhungert an Lungenentzündung starb.
Das ausgezeichnete Begleitbuch (neben acht akribischen Booklets) bringt
neben Hommagen von Herbert Achternbusch, Christoph Schlingensief und Hanna
Schygulla auch ein Valentin-Stück von AZ-Spaziergänger Sigi Sommer: "Host
ois gricht, is 's Gas obdraht und d' Haustür zuagschberrt, Oide na kenn
ma geh?", schildert Sommer die letzten Worte Valentins. Und: "I
hob ned gmoant, dass s' Sterbn so schee is". Nun lebt er wieder auf
in all seiner tiefgründigen Leichtigkeit.
(Roland Spiegel - Abendzeitung München vom 16./17. November 2002)
Keinem anderen deutschsprachigen Künstler des 20. Jahrhunderts gelang
es so die Visionen und Tragödien der Moderne mit den traditionellen
Formen populärer Unterhaltung zu verbinden wie Karl Valentin. Die
bis heute gängige Art ihn als neurotischen Querdenker ab zu tun,
als Wortverdreher oder gar als Spaßmacher, wird ihm in keiner Weise
gerecht. Denn Valentin spielt nicht, führt nicht vor, tut nicht als
ob, sondern lässt stattfinden. Seine Szenen sind Ereignisse und entsprechen
unmittelbar den Lebenserfahrungen der einfachen Leute seiner Generation.
Karl Valentin ist Realist, er bildet ab, was er hört und sieht, erstellt
quasi Samples der Wirklichkeit, um diese dann zu Geschichten, Szenen oder
Bildern zu komponieren. Valentin zeigt nur die Essenz. Aus spitzem Winkel
schaut er auf die Welt. Dies macht ihn zum Volkskünstler, zu einem
der ersten deutschsprachigen Pop-Künstler des 20. Jahrhunderts.
(Andreas Koll - Herausgeber)
Grundlos an Valentin
erinnern
Und mein Arzt ist selber krank. Eine Erkrankung, die man verschämt
am Telefon nicht ausspricht - den zweiten Monat schon. Wie geht es Ihnen,
habe ich ihn immer in seiner Praxis begrüßt, und er erzählte
mir aus seinem Leben, er ist auch Therapeut. Ich kam nicht dazu, von meinen
Leiden zu berichten. So schob ich dazwischen, dass ich eine neue Freundin
habe, die sei aber immer krank. Um Gottes Willen, rief er aus, bloß
das nicht, was wollen Sie mit einer kranken?!
(Herbert Achternbusch)
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