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KLEINER PRESSESPIEGEL:
RussenSoul Netzeitung.de: CD der Woche
Earlier this year
Germany's estimable Trikont label released Globalista, a compilation of
fun, trashy 'local music from out there' type stuff from all around the
globe. One of the highlights of that compilation came from Russian punky,
shouty ska radicals Leningrad. Well here's a whole album of the stuff.
Leningrad are joined by 14 other thrashy 100-mph Russian rockers. This
is the pick of the music played at Russendisko, a Berlin club night popular
with Russian immigrants and German locals alike. We've been getting a lot of requests for "Russendisko" over the past few months; it's finally here! Four years ago, Russian emigre DJs Yury Gurzhy and Vladmir Kaminer (who is also a best selling author in Germany) began hosting a bi-monthly party in a Berlin bar calling it Russendisko. A night born out of the two's passion of music, the DJs spin records of bands from all over the former Soviet Union which is inclusive to a wide variety of "non-pop" styles -- from punk to ska tofolk to alternative rock. The 16 "Hits" on the "Russendisko" compilation definitely gives a great glimpse at what is surely an evening filled with lots of drinking, smoking, dancing and debauchery with tracks coming from former Soviet bloc and ex-pat bands. Though obviously inspired by Western music, it's definitely not a Western byproduct. You can hear traditional influences making fresh music with many bands earnestly cramming a variety of styles into one song. The horn flavored Leprikonsi's "Chicks Don't Fall in Love With Me" moves through Russian urban folk, punk, and ends in an accordion driven disco frenzy. Los Angeles by way of Siberia's Red Elvises contribute a surfy rave-up with "Cosmonaut Petrov," while Moscow ska-punk veterans Distemper feature a biting brass section that was originally formed to play at funerals. Rot-Front (featuring
L.Soybelman) give Kraftwerk's "The Robots" a revamping ala'
SenorCoconut, except here it moves along an oom-pah bass, with lots of
"The quirky RussenDisko
is a terrific compilation from several Russian bands who attack punk,
ska and rock 'n' roll with innocent glee and embarrassingly good musicianship.
The music sounds vaguely familiar to anyone who attended beersoaked, sweaty
gigs in the late 1970s, 1980s and early 1990s, yet everything is strangely
different: in Russian, in time, and frequently in tune. For the disaffected
western listener, RussenDisko provides a portal to an alternative, NME-free
universe, a soundtrack to the teenage kicks you might have had as a good
(or bad) young Soviet, without the personal angst or cultural studies
nonsense to spoil it. Stand-out tracks include: Sveta Kolibada's foxy
Hey DJ; Leonid Soybelman's catchy A Guy; Trip Back to Childhood by the
St Petersburg Ska-Jazz Review; Distemper's hardcore Fight for Living (backed
by a brass band); and Cosmonaut Petrov by the Siberian band Red Elvises,
featuring surf guitar, a super-tight horn section and buggles-style radio
vocals - an oddly fantastic mix. Buried deep in the compilation is the
Russian emigre answer to Senor Coconut - Rot-Front, based in Berlin. Their
version of Kraftwerk's The Robots features sweetly expressive accordion,
twiddly clarinet, oompah bass (favoured by many Russian bands), "human
beat box", wild slide guitar and a foul-mouthed rap: the lyrics are in
German, Hungarian, Russian and English." Meiner Tochter, die in Moskau lebt und in Berlin zu Besuch war, schaffte es hier, zum Autogrammsammeln hinter die Bühne zu gelangen. Noch im Tränenpalast rief sie per Funk ihre Freunde in Moskau an und sagte: »Ihr werdet nicht glauben, wo ich jetzt bin!« Sie verstand, wie vorteilhaft es ist, eine Russin in Berlin zu sein und verabredete sich an Ort und Stelle mit dem Pianisten der Band Spittfire, die oft mit Leningrad zusammen spielt. Am nächsten Tag saß der Bursche in unserer Küche, schlürfte Tee und erzählte von der Tournee. Wenn die russische
Band Markscheider Kunst nach Berlin kommt, und das tut sie oft, ist die
Torstraße jedesmal wie leergefegt, weil alle Russen zum Konzert
gepilgert sind. Ähnlich sieht es aus, wenn Leonid Soybelmann hier
auftritt, der von den Freunden der russischen Rockmusik tief verehrt wird.
Die Musiker von Rot-Front leben in Berlin - damit sind sie automatisch
immer »unter uns«. [mehr...] Was hier zwischen Polka-Punk, Russen-Rock, Klezmer-Ska, bekifftem Sowjet-Pop inklusive einer haarsträubenden, gleichwohl phänomenalen Kraftwerk-Coverversion von "Roboter" aus den Boxen poltert, hat schon eine gewisse Wodkaseligkeit - und das Klischee vom feiernden, saufenden Russen wird durchaus prächtig bedient. Längst ist die "Russendisko" genannte Veranstaltung im Ostberliner "Kaffee Burger" auch weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt und deren Initiator, der Exil-Russe Vladimir Kaminer ein Star der jungen deutschen Literaturszene. Auf vorliegendem Sampler hat Kaminer mit seinem Russendisko-Kumpel Yuriy Gurzhy nun endlich auch die gesuchten Hits der Veranstaltung zusammengestellt. Sechzehn Beispiele junger Rock- und Popmusik, aus Russland, den anderen ehemaligen Sowjetrepubliken oder von Exil-Russen. Bekannt sein dürften bestenfalls Spitfire (in der Ska-Szene), die in Russland sehr populäre Band Leningrad sowie Leonid Soybelman. Letzterer war jedenfalls bereits mehrmals in Deutschland mit seiner grossartigen Avantgarde-Pop-Formation Ne Zdhali (Estland) unterwegs. Alle anderen Acts dürften nur Russen-Spezialisten etwas sagen. Das macht allerdings überhaupt nichts, stellt Kaminer doch alle Teilnehmer im ausführlichen Booklet vor. Ob nun eine der wenigen Frauen im Undergroundzirkus, Sveta Kolibaba mit dem trashigen Popsong "Hey DJ", die Veteranen der Moskauer Punkszene, Distemper oder die Band mit dem deutschen Namen Markscheider Kunst, deren afrikanischer (!) Sänger good vibrations nach Deutschland schickt. Wo der Polka-Punk von Leprikonsi aus Weissrussland kommt und VV die Ukraine vertreten, stammen Rot-Front aus Berlin, ein Projekt das bei der Russendisko kennengelernt hat. Ausgesprochen
populär scheint die Kombination von russischem Folk mit Punk/Rock/Ska
zu sein, wie das zum Beispiel wunderbarst La Minor, der Leningrad-Ableger
3D oder die aus Kiev kommenden VV (mit Blasorchester und Frauenchor) zelebrieren.
Zu den Kuriositäten gehören nicht nur die oben schon erwähnte
akkordeonbewehrte Klezmer-Folkversion von "Die Roboter" der
Rot-Front sondern auch Amsterdam Klezmer Band, die jiddischen Klezmer
mit Ska mischt. Sehr sehr schöner Sampler - darauf einen Wodka! Einen
doppelten! Mindestens! Menschen und Moden kamen und gingen, nur die Velourornamente an der Wand sind geblieben. Das Kaffee Burger in Berlin-Mitte ist eine alte Tanzwirtschaft, in der seit rund hundert Jahren geschwoft wird. Im November 1999 tauchten dort zwei kleine Männer mit großen Stapeln Platten, Kassetten und CDs auf und Jagten dem Staub, der sich gemütlich eingenistet hatte, einen gehörigen Schrecken ein. Zweimal monatlich bricht seitdem die "Russendisko" aus, eine Kombination aus heftigem Paargehopse, ausgiebigem Alkohoigenuss und guter Laune, welcher die beiden Protagonisten, Wladimir Kaminer und Juri Gurzhy, mit russischer Musik anzuheizen wissen. Nicht erst seit Kaminer das Ereignis in einem Buch gleichen Titels verewigt hat, sind die bunten Abende vielen ein Begriff. Die regelmäßige Festivität ist auch eine der wenigen Möglichkeiten, russische Musik abseits des Mainstream kennen zu lernen, der in RussJand seine Herkunft ebenso vertuscht wie anderswo, um international zu klingen. Sechzehn Songs haben in den vergangenen drei Jahren dabei (hre Tanztaugiichkeit so weit bewiesen und stehen in der Gunst der beiden DJs wie des Publikums so weit oben, dass sie nun auf die CD "Russendisko Hits" gelangt sind, welche das ungleiche DJ-Pärchen kürzlich zusammengestellt hat. Juri Gurzhy hat die nervenaufreibende Vorarbeit für den Sampler geleistet, hat recherchiert, kontaktiert und debattiert. In Russland erfolgreiche Bands wollten utopische Gagen, benötigte Platten waren vergriffen, andere Songs nur auf Kassette veröffentlicht worden. Und manche Künstler, wie der Sänger der Band Noil, der zuerst im Gefängnis, dann in der Psychiatrie festsaß, waren so schwer zu erreichen, dass ihr Song erst auf einer bereits geplanten Fortsetzung veröffentlicht werden wird. Ausgewählt wurden die Songs weder nach stilistischen noch nach zeitlichen Kriterien: von Polka über Punk, von Rock über Ska bis Klezmer ist bei der Russendisko alles erlaubt, Hauptsache es ist gegen den Strich gebürstet und bewegungsanregend. "Ich würde nicht behaupten, dass das, was wir präsentieren, das ist, was in Russland passiert. Es ist nur ein Blick auf die Szene, aus dem Westen, aus der Perspektive der Russendisko-DJs", sagt Juri Gurzhy und freut sich, dass die Entfernung eine andere Annäherung ermöglicht. "Die Leute, die aus Russland zu uns kommen, sind manchmal überrascht, wie wir die Musik zusammenmischen." Jeder Track hat seinen eigenen Spleen: Ob es ein Rockstandard mit Humpa-Stimmung ist, der Nogu Svelo aus Moskau ausmacht, die (eicht schwankenden Latin-Rhythmen der Petersburger Ska-Band Markscheider Kunst oder die Musik der Red Eivises, die in Kalifornien ihr russisches Rock-n-Roll-ünwesen treiben. Manche davon, wie die Band Leningrad aus St. Petersburg, sind auch in Russland erfolgreich. Andere, wie der Exileste Leonid Soybelman, sind S u m pfd otterblüten aus Berlin. Und Juri Gurzhy selbst, derauch Musiker ist und vor drei Jahren die Ukraine verließ, um nach Deutschland zu kommen, ist auf dem "Russendisko"-Sampler mit dem Kraftwerk-Klassiker "Die Roboter" vertreten, den er mit seiner Band RotFront eingespielt hat. In ihrer Version wird auf Russisch gesungen, auf Englisch gerappt, Akkordeon gespielt, wo sonst Elektronik herrscht, und ein entzückender Jungmadchenchor zwitschert den Refrain. (taz, 31.1.2003, ANNA-BIANCA KRAUS)
Fuck off Show-Business Dennoch sind bisher alle unsere Versuche, diese magische Musik als Sampler "Russendisko-Hits" an den Mann zu bringen, gescheitert. Dafür gab es viele Gründe. "Die westeuropäische Musikwelt ist hochmütig, geldgierig und verschlossen", erklärten uns die Kollegen. Es gäbe da ungeschriebene Gesetze im Show-Business. Seit Elvis haben sich die Europäer und die Amerikaner darüber geeinigt, was in der zivilisierten Welt "Musik" ist - und was nicht. Alles, was heute nicht in das gewohnte MTV- Viva- Format passt, muß draußen bleiben. Andererseits ist mit Russen zu verhandeln, auch kein Zuckerbrot, besonders mit russischen Rockmusikern, die alle noch eine zusätzliche Schraube locker haben. Seit dem Einbruch des Kapitalismus in Rußland sind meine Landsleute äußerst mißtrauisch dem Westen gegenüber geworden. Wenn sie einen Vertrag in einer Fremdsprache nur sehen, fühlen sie sich schon verarscht. Sie bilden sich ein, der Westen will den wilden Geist des russischen Rock-n-Roll erdrücken und deswegen wollen sie ihre Seele wenn schon, dann nur für Milliarden verkaufen. Und trotzdem haben wir diese Nuß des Mißtrauens jetzt geknackt. Der erste Schritt war, die richtige Plattenfirma zu finden. In jedem größeren Land finden sich immer ein paar Verrückte, die für eine tolle, aber abseitige Idee zu gewinnen sind. Wir machten Bekanntschaft mit dem Münchner Label Trikont. Diese Plattenfirma hatte gerade den senegalesischen Rap und den finnischen Tango auf den deutschen Markt gebracht und war deswegen für die russischen Rock 'n Roll - Desperados die richtige Adresse. Ich kümmerte mich um die geistige Unterstützung. Mein Freund und DJ Jurij Gurzhy übernahm die ganze Arbeit. Monatelang telefonierte er mit durchgeknallten russischen Musikern, verschickte Verträge und verhandelte in allen Regionen der ehemaligen Sowjetunion. Wenn die Musiker selbst nicht mehr wußten, in welchem Bierladen sie die Rechte für ihre Lieder gelassen hatten, bzw, in welchem Knast und für wie lange der Manager der jeweiligen Band einsaß, fand Jurij es für sie heraus. Einige Musiker tauchten
mitten in den Verhandlungen in den Untergrund ab, einige andere schrieben
an Jurij lange Briefe losen Inhalts. "Wir sind die tollste Band der
Welt und freuen uns, daß sie das auch so sehen.", schrieb der
Manager der moldavischen Gruppe Zdob Si Zdub. "Wir sind eigentlich
nur an großen Auftritten in Las Vegas interessiert," schrieb
die Band Rot Front.
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last updated: 06.06.2005 | top |