Finnischer Tango
 
m.a. numminen & sanna pietiäinen und das neorustikale tango-orchester
CD 312
Preis: 15 €
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Nach dem legendären "Tule Tanssimaan" nun:
M.A.Numminen und seine wunderschönen, tieftraurig-komischen Finn-Deutsch-Tangos. Lieder über geschiedene Frauen, traurige Pferde, den berüchtigten Django-Tango und schweigende Telefone.
Als Hauptsolistin hören Sie Sanna Pietiäinen mit ihrer unvergleichlichen Stimme. Sie wurde beim Königswettbewerb 1997 auf dem Tangomarkt von einer Tangojury zur Tangoprinzessin gekürt. Sanna ist heute eine der beliebtesten finnischen Sängerinnen.
Begleitet werden die Beiden vom virtuosen, mit Feuer und Herz den Tango spielenden Neorustikalen Tango-Orchester.

Finnisch-argentinische Symbiose

Sanna Pietiäinen und M.A. Numinnen beweisen mit dieser außergewöhnlichen Tango-CD, dass auch kühlen Nordlichtern der Stolz und die Melancholie des argentinischen Tanzes innewohnt. Finnischer Tango

Finnisch und Tango? Das muss schmecken wie Fischstäbchen mit Chili, wie Grütze mit Caipirinha….
So kann man sich täuschen, denn obwohl der Kontrast aus einer drollig anmutenden Sprache und den stolzen, argentinischen Melodien für die Ohren zunächst ungewohnt klingt, fügen sich die beiden Elemente mit erstaunlicher Harmonie zu einer einzigartigen Symbiose zusammen.

Wieder einmal hat TRIKONT ein gleichermaßen außergewöhnliches wie interessantes Album herausgebracht.
In 21 wundervollen Stücken, die auf Live-Konzerten in Helsinki und Göteborg aufgenommen wurden, zeigen zwei der populärsten finnischen Tangointerpreten, was in ihnen steckt. Die Hauptsolistin der CD, Sanna Pietiäinen, wurde 1997 auf dem berühmten Tangomarkt von Seinäjoki zur Tangoprinzessin gekürt. M.A. Numinnen verfiel bereits in den 60ern dem Tango und hat sogar schon ein Buch mit dem Titel "Tango ist meine Leidenschaft" herausgegeben.

Mit Akkordeon, Geige, Kontrabass und Piano begleiten die Mitglieder von "M.A. Numminens Neurustikalem Jazz-Orchester" den vor Emotionen nur so sprühenden Gesang. Aber warum eigentlich ein Jazzorchester für Tangomusik?
Weil Jazzmusiker eben improvisieren und folglich auch die Tango-Musik besser färben und interpretieren können.

Der finnische Filmemacher Aki Kaurismäki sagte einmal:
"Der Tango ist der Blues der Finnen."
Eigentlich ist er noch viel mehr, nämlich ein Kaleidoskop der Kontraste.
So sind die Stücke dieser CD heiter und schmerzvoll, leise und laut, lieblich und feurig, langsam und stürmisch. Die Stimmungen kommen und gehen so schnell wie ein heftiges Sommergewitter und die Musik scheint mit ihrer Gegensätzlichkeit sagen zu wollen "So ist es eben, das Leben: ohne Schmerz keine Liebe, ohne Schatten kein Licht."
Onko onni unta vain? - Ist das Glück nur ein Traum? Schon der Titel gibt diese Auffassung von der Zwiespältigkeit alles Schönen wieder.

Hach, ist das melancholisch-schön. Sinnlich-schaurig. Und traurig!
Tatsächlich wird sehr viel geseufzt und geschmachtet in den dunkel-warmen Liedern. Trotzdem wird den HörerInnen auch mal ein Schmunzeln auf die Lippen gezaubert. In "Warum schweigt das Telefon?" singt Numminen auf komische und doch berührende Weise mit wundervoll rollendem "rrr" und einer sich überschlagenden Stimme "Warum ruft sie mich nicht an? Warum schweigt der Apparat, ist der Wurm im Draht? Sie hat doch meine Nummer…"

Gehaltvolle Titel wie "Die gefährlichen Lippen", "Feuerflamme" oder "Du, Vollmond" verheißen dunkle Geschichten von Liebe, Stolz und Schmerz. Zwar werden wohl die wenigsten der HörerInnen aufgrund mangelnder Finnischkenntnisse die Liedtexte verstehen. Doch die leidenschaftlichen Steigerungen, das Anschwellen der Stimmen zu seufzenden Klängen brauchen keine Übersetzung. Sie reichen aus, um uns wohlige Schauer über den Rücken rieseln zu lassen und die Leidenschaft zum Tango auch in uns entflammen zu lassen.
(Kirsten Eisenberg - AVIVA-BERLIN.de)

"Meine Beziehung zum Tango?" Numminen bestellt ein weiteres Glas Rotwein. "Meine Tangogeschichte ist etwas anders als die anderer Leute." Nach seinen Anfängen in Unta Mononens Orchester erwachte sein Interesse am Tango erst Jahre später wieder, als der angehende Wissenschaftler im Tango, "unserer Nationalmusik", ein ideales Objekt für soziologische Untersuchungen erkannte. Im Rahmen seiner Studien mußte der Akademiker Numminen anerkennen, "dass die Melodien gewisser unserer Tangos wunderschön sind", und er wurde zum Liebhaber.

Mehr noch: Er begann selber Tangos zu singen - und machte sich unbeliebt. Denn wo der Tangosänger mit voluminösem Organ traurig triefende Gefühlsdramen inszeniert, bricht Numminen alles Pathos mit seinem, jeglicher Melodiosität widerstehenden Falsett und der Beschreibung prosaischer Alltagsmomente. Sein berühmtester Tango "Ich mit meiner Braut im Parlamentspark", dessen Musik Unto Mononen eigens für ihn komponiert hat, wurde verboten. Schließlich brach M.A.Numminen mit Zeilen wie "Linke Volksvertreter gingen nur auf der linken Weghälfte. Meine Braut sagte: Gib mir doch noch ein Schlückchen milden siebziger Rotwein! Und ich gab ihr. Genaugenommen waren wir beide nicht mehr ganz nüchtern" gleich zwei Tabus: Er verspottete, so wurde ihm vorgeworfen, die Parlamentarier und verherrliche den damals strengstens verbotenen Alkoholkonsum im öffentlichen Raum. Ist das so? Numminen lächelt.

Tule
Tule Tanssimaan
Finnischer Tango
CD 250
Preis: 15€
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"Möchten wir nicht wieder in unsere Welt zurückkehren?" M.A.Numminen, im tadellos sitzenden schwarzen Anzug, ein Glas Rotwein in der Hand, lächelt. Gütig und ausdauernd. Es ist Freitag abend, wir stehen an der Bar des üppig mit Plüsch und Falschgold ausstaffierten Tanzcafès Maestro. Auf der Bühne spielt ein Trio alte Schlager und finnische Tangos, zu denen sich Dutzende hübsch herausgeputzte Paare aller Altersschichten drehen. Das Cafè Maestro, hatte Numminen zuvor erklärt, sei das größte Tanzcafè in Helsinki und ziehe vor allem Menschen aus der Mittelschicht an. Diese Tanzcafès sind täglich geöffnet. Nachmittags ist der Eintritt frei, und die Gäste tanzen zu Musik vom Plattenteller; abends sorgen Bands und Orchester für Stimmung.
Daß Numminen hier steht, sorgt für Aufsehen. Alle erkennen ihn - jeder Bewohner Finnlands kennt Numminens Bart und Numminens Lächeln - manche schauen ihn verstohlen an, einige nicken ihm zu, andere mustern ihn, den berüchtigten Bürgerschreck, eher argwöhnisch. Numminen indes lächelt freundlich und bestellt Rotwein nach. "Viele halten den Tango für ein altmodisches, ländliches Phänomen - sie irren."

"Der Finntango ist auch in Helsinki sehr präsent, obschon die Medien ihn ignorieren."
Zwar ist der Redende ein grosser Kenner des finnischen Tangos und hierzulande vor allem dank seines parodistischen, auf deutsch gesungenen Tangoheulers "Ich mit meiner Braut im Parlamentspark" (Trikont/Finnischer Tango "Tule Tanssimaan" - Numminen "DägäDägä") und seines Romans "Tango ist meine Leidenschaft" bekannt, seine Persönlichkeit aber sprengt den

Rahmen des Finntango bei weitem: Seit gut 35 Jahren mischt der Musiker mit der ewigen Mop-Frisur, eine Kreuzung aus Bajazzo und Terrorist, die Kulturszene auf. Er spielt respekt- und bedenkenlos mit Versatzstücken der Hoch-, Pop- und Volkskultur, tummelt sich geschäftig in Musik, Literatur, Film, Soziologie und Philosophie. Von Tangosongs über windschiefe Verdi-Arien und Punkrock bis hin zu neorustikalem Jazz und Techno hat er mit seiner krächzenden Falsettstimme so ziemlich alles gesungen und interpretiert, was die Musikgeschichte kennt und bisweilen fürchtet. Die meisten seiner Lieder waren mindestens zeitweise verboten - gleichzeitig machte er jedoch Fernsehsendungen für Kinder, die bis heute Kultstatus genießen. Er ist ungeheuer populär - und doch klar Underground. Er ist landesweit beliebt - und ebenso umstritten.
Kurz: Der 1940 geborene Mauri Antero Numminen ist ein zutiefst finnisches Phänomen."

(Auszüge aus einem Artikel in der Titanic/Jan.03 von Christian Gasser)

 
last updated: 10.11.2005 | top