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Der
Chef der Extremschrammeln, die mit drei Stücken vertreten sind, ist im heutigen
Wien ebenso zur Institution geworden wie die Schrammelbrüder vor über hundert
Jahren. Mit der einmaligen Sammlung von Aufnahmen aus 90 Jahren geht es
ihm aber keineswegs um eine Beschwörung von Authentizität versus kommerzieller
Verhunzung. Liebevoll und bescheiden sucht er unterm Schutt heutiger Vermarktung
an die Seele der Schrammelmusik zu kommen und in ihre Geheimnisse einzuführen.
Wir lauschen verzückt und schlürfen dazu guten Grünen Veltliner. (Neue
Musikzeitung) Anhand von 21 Musikbeispielen legt Neuwirth die Seele der altwienerischen Volksmusik frei und führt in deren Geheimnisse ein. In Wien ist nichts wie es ist. Da gibt es Märsche, die so schräg klingen, daß man dazu höchstens im angetrunkenen Zustand marschieren kann, und Tänze, bei denen Tanzen überhaupt nicht gefragt ist. Wie immer kommt es auf die Feinheiten an. Ob die Melodien in ,anschmiegsamer Weichheit' erklingen oder sich die Geigentöne durch ,ganz langsame Schwingungen' auszeichnen, daran unterscheidet sich eine Touristenkapelle von einem Meisterensemble. Und die werden immer seltener. Deswegen lauschen wir in innigreligiöser Andacht und seliger Ekstase den Kängen aus einer Zeit, als die Musiker noch wußten, wie man die Zuhörer würdevoll ,anstrudelt'. (TAZ) Die Plattenfirma hat das Cover der 'Instrumentals' mit dem Übersetzungshinweis ,Soul Music of Old Vienna' versehen, das meint das Seelenvolle, das sich Roland Neuwirth ausgesucht hat, das aufs Innerste jedes einzelnen Hörers Ausgerichtete seiner Schrammelmusik. Erst wenn sich das ,KindlichNaive' und das ,geradezu innig Religiöse' entfalten, ist die Musik nämlich dort angelangt, wo sie Neuwirth haben will: dann ist sie rein und unersetzlich. Es ist dieses Album daher ein Plädoyer für die Dialektik der Schrammelmusik; für eine anspruchsvolle, durchaus anstrengende Musik, die nicht auf die Reize ihrer Oberfläche vertraut, auf zündende Rhythmen oder überschwengliche Refrains, sondern auf das tiefe Gefühl, das hinter den ausgeklügeltsten Arrangements wohnt. (Profil, Wien) ,Gute Musik prostituiert sich nicht' schreibt Neuwirth im Vorwort und polemisiert damit gegen plattgebügelte Volkstümlichkeit, wie sie auch in Wien an der Tagesordnung ist. Dagegen setzt der Sampler einen Packen saftiger und doch wehmütiger Volksmusik, die auch nach 80 Jahren nichts von ihrem Charme eingebüßt hat. (Münchner) Das ist wahrlich MusikArchäologie der besten und lebendigsten Art. (Frankfurter Rundschau)
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last updated: 09.11.2005 | top |