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Was
die Finnen beherrschen, ist die Sprache der Leidenschaft, die hier allerdings
mit Parametern von Schmerzbesoffenheit bis Beschwingtheit gemessen wird.
Tule Tanssimaan hat 24 Stücke vom Beginn der Karriere des Tango zur Tanzkapellen-Zeit
bis zum 60`s Beat, in denen die Seele offen zutage liegt - ohne daß irgendjemand
ein Wort zuviel gesagt hätte. (Musikexpress)
...daß die schwüle Musik aus argentinischen Vorstadtbars ausgerechnet
in diesem frostigen Eck der Welt ein süßlich-melancholisches, gedämpft
leidenschaftliches Eigenleben entwickelt hat. Denn menschliche Sehnsucht
ist universell und die Sammlung rätselhaft wie ein Film von Kaurismäki.
Ganz Europa lernt Tango. Man biegt die Hüften wie einst am Rio de la Plata.
Dabei sind es nur Schritte. Richtiger Tango ist langsam. Richtiger Tango
ist Gefühl. Aber das wissen nur die Finnen. Denn sie sind die einzigen
die soviel Gefühl überhaupt aushalten.
Der Tango ist für Aki Kaurismäki der Blues der Finnen. Zwar fehlt's den
Nordlichtern an Erotik - so melancholisch wie auf diesem wundervollen
Sampler ist der 2/4-Takt freilich nie gespielt worden.
...Ake Blomquist ist der große alte Mann der finnischen Tangolehrer. Und
nachdem er ständig Vorträge in ganz Europa hält, weiß er über die neuesten
Entwicklungen zwischen Männern und Frauen bescheid. "In Deutschland möchten
jetzt alle Leute auf einmal Tango tanzen", sagt er in seinem ganz eigenen
Deutsch. "Argentinischen Tango, hähä. Das paßt gut zu Paaren, die eine
müde Beziehung haben. Diese komplizierten Schritte. Sie denken das ist
erotisch. Dabei sind es nur Schritte, Schritte, Schritte. ...Bei unserem
Tango, sagt er, und prustet immer wieder los, "kommt es den Männern auf
die Frauen an. Und auf viel Gefühl. Ich unterrichte Gefühl!"
Der Rhythmus ist ausnahmslos steifer, die Instrumentierung schlichter
als bei der argentinischen Variante. Die Wehmut wiegt dank der Texte und
der slawisch beeinflußten Mollmelodien noch eine Tonne schwerer als die
des südamerikanischen Originals. Aber aller Trübsal zum Trotz: Der finnische
Tango ist, so lehrt es das liebevoll gestaltete CD-Booklet, ein stiller
Vorschlag. Ein Vorschlag, es mal zusammen zu probieren. Und sei es nur
für ein paar Minuten, in denen man unelegant und gedankenverloren übers
Parkett schiebt.
"Unsere Tangotexte sind traurig", sagt N.A.Numminen, Soziologe und selbst
Tangosänger. "Je trauriger der Text ist, desto glücklicher sind wir Finnen.
Unser Glück finden wir im Unglück." Wer bei dieser Platte nicht sofort
anfängt zu weinen, muß ein gefühlloser Eisklotz sein. Und wer bei dieser
Platte anfängt zu lachen oder sie mit Gänsefüßchen -also ironisch- hört,
ist ein Idiot.
"Tule Tanssimaan" ist ein Hörgenuß erster Klasse - nicht nur für Tanzmusik-Fans.
Wer die 24 Titel am Stück hört (vorher aufhören will eh keiner), dem wird
es warm ums Herz - die traurigen Texte und die sich dahinschleppenden
Töne berühren zutiefst. Und wenn der Raum schließlich von einer wohligen
Melancholie erfüllt ist, dann beginnen auch wir zu erahnen, was die Finnen
in ihre eigenartige Tango-Sucht getrieben hat.
"Die Platte ist fantastisch!!! Ich bekam sie zum Weihnacht, und da war
ein paar Gesänge die ich nicht zuvor gehört hatte. Der Text ist so gut,
es ist einfach perfekt, es ist die beste Kurzhistorik über Finnischen
Tango die ich je gelesen habe. Ich bin so begeistert, daß ein Ausländer
die emotionale Meinung unserer Musik so gut verstanden und kapiert hat,
es ist einfach nahezu nicht zu verstehen! Ich hoffe die Platte bringt
Trikont viel Erfolg."
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last updated: 10.11.2005 | top |