P R E S S E S T I M M E N Die
No Goods sind eine etwas andere Band. Als "gute teure Huren" bezeichnet
sie das Presseinfo und wenn man ihre neue CD hört, ist man gerne Freier.
Peter Pichler und Tschinge Krenn verbandeln unverdrossen gutturale Klänge
bayerischer Vokskultur mit Electronic Sound und lassen dazwischen schon
mal eine verzerrte Zither lärmen. Trotzdem muss man sich nicht vor unausstehlichem
Ethno-Experimental-Gedöns fürchten. Metropolen
sind out. Das Duo No Goods lässt die Provinznasen heraus und zeigt den
Großstädtern eine ebenso lange. Lieder von Fahrensleuten, die nirgendwo
richtig zu Hause sind, garantiert ohne spektakuläre Quantensprünge, Themen
vom Unterwegssein, vom einfachen Leben. Der gleichnamige Film des Duo
spielt mit den Sehnsüchten und Träumen der Wanderer zwischen den Nationen.
Die Musik ist dabei selbst sehr filmisch, denn die Bilder im Kopf können
denen auf der Leinwand entsprechen. ...Doch
diesen Stoff gilt es zu genießen, nie zuvor gab es zwischen Rimini und
Sendling etwas Vergleichbares. Meist Hochdeutsch, mal bayrisch oder italienisch,
mit altmodischer Heimorgel und verzerrter Zither, einem Moog oder einem
alten Fender-Rhodes - die Instrumentierung ist so krass wie die Texte.
Dennoch melodiös, aberwitzig allemal. Willkommen in Europa. Schlimmer
als die No Goods geht's nimmer. Gerade wenn man glaubt, jetzt hat man
sie beim Liedermachen erwischt...werfen sie einem eine androgyne Nummer
an die Ohren, die zwischen Intelligence und Easy Listening changiert.
Pathos ist nicht verboten, wozu auch, man muss es sich nur gönnen können.
Mit Hingabe und Akkordeon schmettern sie italienische Arbeiterprosaik,
um mit kühl arrangierten Songs, Chansons mit klassischen Instrumenten,
wieder das Maximum an Gelassenheit beim Zuhörer zu erzwingen. Diese CD
zeigt schon im Titel eine gewissen melancholische Hintertupfigkeit an,
die aber nicht daher kommt, dass man den Rest der Welt noch nicht gesehen
hätte, sondern eher daher, dass man enttäuscht von einem Ausflug zurückgekehrt
ist. Im Rucksack das Beste und Brauchbarste, was sich finden ließ: "Kennst
du Aldi, dann kennst du die Welt."... |
||||||
last updated: 16.09.2000 | top |