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Der
beste Augenblick in deinem Leben
CD-0299 |
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Preis:
15€ |
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Bernadette LaHengst (ehemals Die Braut haut ins Auge) zeichnete für WoZ
Music einen E-Mail-Austausch auf, in dem Sandra Grether (Parole Trixi),
Katrin Achinger (ehemals Kastrierte Philosophen), Melissa Logan und Alex
Murray-Leslie (Chicks on Speed) sich über Feminismus und Selbstverständnis
austauschten.
Sandra: Wenn Musikerinnen
ihre Aggression, aber auch ihre Gebrochenheit rauslassen und dazu noch
inhaltlich stark und klug sind, werden sie als kontroverser wahrgenommen,
als wenn Musiker das Gleiche tun. Ich denke, dass Frauen diejenigen sind,
die der Rockmusik die verlorene, "subversive" Kraft zurückgeben können/sollen.
Bernadette: Wenn sich Frauen herausnehmen, sich in einer Männer-dominierten
Welt lautstark zu Wort zu melden, ist das an sich schon eine Konfrontation
mit den Gegebenheiten. Es wäre nur furchtbar, wenn das Einzige, was übrig
bleibt, diese weibliche Provokation wäre. Das reicht nicht und bringt
den Feminismus auch nicht weiter.
Katrin: Dem Opfersein verhaftet, das fände ich mittlerweile auch zu bequem.
Wir müssen schon auch was bringen, was über das Thema hinausgeht, sonst
wirds langweilig. Ausserdem führen weibliche Künstlerinnen die Charts
an, also den Mainstream. Wo bleibt da die Konfrontation?
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Der Kampf geht weiter mit Ella Mae La Hengst ! |
Alex: Ich finde es erfrischend, eine Frau auf der Bühne zu sehen, weil
wir alle Rolemodels und Idole brauchen. Manche Leute nennen es konfrontativ,
wenn sie eine Frau auf der Bühne sehen, mit Kostüm und Make-up, die sich
die Seele aus dem Leib brüllt. Ich verstehe nicht, was daran konfrontativ
sein soll, es geht doch um Spasshaben auf der Bühne.
Melissa: In den frühen Siebzigern schien es für eine Menge Künstlerinnen
notwendig zu sein, sich in einer sehr radikalen Weise auszudrücken, weil
sie dachten, wenn sie es nicht täten, würde ihnen niemand zuhören. Natürlich
profitieren wir alle von ihrer harten Arbeit.
Bernadette: Ich merke gerade, dass auch Schönheit, sowohl äusserliche
als auch gesangliche und musikalische, sehr subversiv sein kann, weil
es zu Missverständnissen führt. Es gibt immer noch eine Menge Leute, die
meinen, Subversivität müsste nur depressiv oder zerstörerisch daherkommen.
Dass Rebellion und die Kritik an den Verhältnissen auch Spass machen kann
und sogar muss, damit es Menschen bewegt, halte ich für sehr wichtig und
insofern auch für subversiv.
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SINGLE
A:Seite:
keine tränen
B.Seite:
ein mädchen namens gerd
erschienen bei ritchie records mit freundlicher unterstützung
von trikont
Preis 4€
CD-0299-1 |
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http://www.ritchierecords.de
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Alex: Ich will, dass
das, was wir machen, akzeptiert und zum Mainstream wird. Wir sind hier,
um Konkurrenz zu machen im "Big Business of Music".
Melissa: Das, was wir machen, ist sehr subversiv, aber es funktioniert
auf verschiedenen Ebenen. Wir möchten eine glatte Oberfläche schaffen,
und für die, die sich weiter wagen, gibt es die Tiefen des Drecks, der
Seltsamkeit, die immer vorausläuft und dich einsaugt wie Treibsand.
Sandra: Ich bin unendlich und untröstlich fasziniert von mädchenhaftem
Kindheitskram wie Blümchen-Shirts, Herzchen-Accessoires, Puppen, rosa,
rosa, rosa ... Und kann nicht anders, als das in Kleidung und Bandästhetik
einfliessen zu lassen. Für mich persönlich bedeutet das die Rückaneignung
meiner eigenen Kindheit, allgemein signalisiert es vielleicht, dass die
Sozialisation von Mädchen nicht kulturell wertlos ist, wie uns oft weisgemacht
werden soll.
Bernadette: Als einziges Mädchen neben zwei älteren Brüdern spielte ich
immer eine Doppelrolle, zwischen mädchenhaftem Kleidungsstil und jungenhaftem
Gehabe. Ich wollte immer besser, schneller, stärker sein als die Jungs,
und das drückte sich natürlich auch in Kleidung, Körperhaltung, Musik,
Freiheitsdrang aus. Ich bin immer noch hin- und hergerissen zwischen den
weiblichen und männlichen Polen in mir, und das fliesst natürlich in meine
Arbeit ein.
Alex: Ich erinnere mich an das erste Mal, als ich wirklich über Mode nachdachte,
am Tag, als meine Mutter mir ein weisses T-Shirt mit der Aufschrift "Vogue"
gab. Dadurch dachte ich über "Logo", "Brand", "Style", "cool" und über
all die Dinge nach, die fremd für mich 7-jähriges Mädchen waren. Und später
überlegte ich, wie ich mir mein eigenes wichtiges Logo mache, ohne mich
darauf zu verlassen, dass irgendeine Firma mir meine Identität gibt.
Melissa: Ich denke, dass eine Menge an Feminismus bedrückend ist und upgedatet
werden sollte, weil es um Freiheit geht und nicht darum, so smart zu sein,
dass keiner dich versteht, oder so tief zu sein, dass man in sein eigenes
schwarzes Loch fällt. Ich glaube, "the beauty myth" (Naomi Wolf) kann
man auf viele Teile der Gesellschaft beziehen, aber: Nehmt diese "fashion
victim paris shoes" und geht damit durch die Tür, als gehörte euch die
Stadt!
Sandra: Es erfordert nach wie vor viel (Pionier-)Arbeit und Kraft, wütenden
weiblichen Rockgesang mit deutschen Texten als etwas "Alltägliches" und
Facettenreiches etablieren zu wollen.
Bernadette: Ich bin als Sängerin kein anderer Mensch als im normalen Leben.
Singen ist für mich das normale Leben. Das heisst, ich kann klar sein,
wütend, sentimental, gebrochen, durchgedreht und auch sehr witzig.
Melissa: Ich würde es nicht Gesang nennen, es geht eher darum, die Bühne
zu benutzen, den Raum zu füllen, mit dieser seltsamen Spannung zu arbeiten,
die zwischen Bühne und Publikum besteht, es ist ähnlich, wie wenn jemand
einen Vortrag hält, Kommunikation ist nicht so straight, dass jemand nur
Informationen präsentiert, es sollte genauso gezeigt werden, dass die
Informationswelten sich an andere Orte bewegen.
Sandra: Es wäre für mich ohne weibliche Vorbilder absolut undenkbar gewesen,
selber eine Band zu gründen. Im Endeffekt orientiere ich mich aber, wenn
es um Gesang, Texte, Gitarre geht - bis auf wenige, mir aber sehr wichtige
Musikerinnen -, doch eher an Männern. God knows why. Bernadette: Mein
erstes Gesangsvorbild mit fünf Jahren war das geschlechtslose Hündchen
Friedolin aus einem Musical für Kinder. Drei Jahre später kam der Vorsänger
unserer Kirche in den Stimmbruch, und ich musste von da an drei Jahre
das Vaterunser alleine in der Kirche singen. Als ich damit durch war,
wollte ich so singen wie Rio Reiser, so Gitarre spielen wie Chuck Berry
und so rocken wie L7.
Katrin: Meine Gesangsvorbilder sind fast ausschliesslich Frauen. Ist kein
Konzept, sondern näher an meinem Leben dran. Ich höre nicht mit dem Kopf.
Alex: Ich bin sowohl von Männern als auch von Frauen geprägt: Nick Cave,
Nico, Blondie, Mark E. Smith, Gudrun Gut, Miss Kittin, Nicola from Adult.
Melissa: Ich bin sehr inspiriert von Virginia Woolf, Banana Yoshimoto,
Stewart Home, Mimiyo Tomozawa, Sam & Valley, Mark Stewart, Lydia Lunch
(sie hat mich mal geküsst), Pan-Sonic und Super-Collider.
Sandra: Es ist natürlich schwierig, zu sagen, was "weiblich" ist. Ich
empfinde es als feministisch, das, was ich als "Weiblichkeit" definiere,
nicht zu verleugnen, sondern bis zu einem gewissen Grad offen auszuleben.
Finde es dann aber auch wieder wichtig, mit den Klischees von "Weiblichkeit"
zu brechen. Das ist ein Balanceakt, der Spass macht.
Bernadette: Als ich mit meiner Band angefangen habe, wollte ich alles
andere als weiblich sein, ich trug Fussball-T-Shirts ohne BH, es war mir
scheissegal, ob mich jemand attraktiv fand oder nicht. Seitdem ein männlicher
Journalist über mich schrieb, dass ich ohne BH über die Bühne springe,
sodass die Frauen im Publikum Phantomschmerzen haben (wobei ich denke,
dass er derjenige mit den Schmerzen war), kaufte ich meinen ersten BH.
Musik ist für mich sehr körperlich, und ich gehe sehr offensiv damit um,
weil ich sonst innerlich vertrockne.
Katrin: Remember: "Freiheit ist ein junger Mann!" (Zitat Achinger 1993).
Jung, ungebunden und liquide, haha. Und very busy. Und very cool. Und
schnell. Wenn ich mir das neue Frauenbild angucke, dann gehöre ich lieber
zu den Schwachen und Hässlichen, den Langsamen, den Langweiligen, den
Einsamen, den Unfitten, den Versagern. Es gehört mehr Mut dazu, eigene
Wege zu gehen. Und ich bin schon 'ne Weile nicht mehr jung, habe mich
bewusst entschieden, mich an meine Kinder zu binden, und die sind nicht
schnell, sondern zeitaufwendig.
Alex: Wenn ich mein Bühnen-Outfit mache, möchte ich mich sexy fühlen und
für das Publikum sexy aussehen. Ich fühle mich gut dabei, und man kann
wirklich Spass haben mit der Idee von Sex auf der Bühne. Seht euch Peaches
an!
Sandra: Es gibt für unsere Arbeit als Band nichts Wichtigeres als die
Freundschaft untereinander. Und ich finde es auch unerlässlich, mit anderen
Künstlerinnen befreundet zu sein und gemeinsame Sachen zu machen.
Bernadette: Weibliche Solidarität, sich aneinander messen und sich gegenseitig
unterstützen zählt zu den wichtigsten Sachen in meinem Leben. Und trotzdem
ist es gut, auch mit Männern zu arbeiten, um zu merken, dass das auch
nicht alle machistische Aliens sind. Ich möchte inspirieren und inspiriert
werden, letztlich spielt das Geschlecht dabei keine Rolle, nur, Männer
leben ja schon seit Jahrhunderten in männlichen Netzwerken, dem sollte
man etwas entgegensetzen.
Melissa: Wir sind nicht schüchtern, und wir sind nicht "anti-boy", und
wir lieben es, mit anderen Frauen zu arbeiten, it's great to spin at Le
Pulp in Paris with Doki Doki Group, Killer in N. Y., Le Tigre in Europa
zu präsentieren (auf dem Chicks-on-Speed-Label) und auf unserer nächsten
Platte ...
Alex: Wir haben beschlossen, uns auf unserer neuen Platte mit Freundinnen
und unseren weiblichen Helden der Musikwelt zusammenzutun. Wir arbeiten
an der Cover-Version eines Stückes von Tom Tom Club, also haben wir Frauen
aus der ganzen Welt eingeladen, sich ihre Lieblingszeilen auszusuchen
und uns ihre Vocal Takes zu senden. Wir werden einen riesengrossen Chor
aus "freaking-out women" aufnehmen, die singen: "Ah yiah yeah, yipee yaih
yiah yeah, ah oooh ahhh ohhh ahh iii kii chi!" Wir sehen in den Chicks
on Speed mehr als nur uns drei, wir sehen es als "the modern day definition
of feminism!" Yes, it's a women's movement!
(WochenZeitung WoZ Online-Artikel, 30.5.2002)
Das war überfällig: Sonne, solo, ein so-sicher-nicht-verstanden-werden-wollendes
Regulativ zu den heikleren Stellen oder Leerstellen bei u.a. Parole Trixis
»Definition von süß« (die B. Hengst »produzierte«), Ideal und 2Raumwohnung.
Mögen sich die Geister dran scheiden, Bernadette Hengst ist gleichermaßen
raus und dabei und setzt bei sich selbst an: Nach 107 mitgemachten Sonderbegegnungen
inkl. gewissen Für-immer-Momenten, neun Jahren Die Braut haut ins Auge
und überschönen Stelldicheins als »die Stimme!« bei z.B. Rocko Schamoni,
spendiert sie eine Runde Weisheiten, die schlicht und einnehmend sind.
»Der beste Augenblick in deinem Leben ist nicht morgen, sondern gerade
eben« singt sie, während der Basslauf »Mind that« sagt. Wenn es um Liebe
geht, was nicht selten der Fall ist, geht es immer auch um Loslassen,
aber nie um Verbitterung und Selbstaufgabe (siehe »Wilder Mann«, »Ein
Abschied zu viel«). Und Gott wohnt übrigens im Etap Hotel.Was das im Namen
geführte Adelsprädikat »La« ebenfalls rechtfertigt, sind die von Bernadette
Hengst markierten Untertöne und Akzente: die Orgelschwaden des Titelstücks,
die gesprächsrealistisch anmutende Betonung von »Hallo, es wird nicht
eingeschlafen!« (in »Weh tun«: ein Nein an lähmende Lieb-sein-und-kuscheln-Beziehungen),
die Aufrichtigkeit der gemeinsam mit Ko-Pilot Sergej Jensen (allgemein
verantwortlich für »Korg MS 20, Zupfhansl Gitarre, Bass, Stille, Krach«)
locker geschafften Interpretation von Tuxedomoons »No tears«. Auf der
das Cover zierenden Fotocollage sieht La Hengst gut aus (as in: »Mir geht
es wieder gut.«), die Bilder im Booklet zeigen Eingänge glitzernder Clubs,
die (nur äußerlich?) am verrotten sind. Schön auch, dass diese vielen
Details von »Der beste Augenblick...« nicht allein auf weiter belangloser
Flur stehen, sondern atmosphärisch eingeschlossen sind: in ein wortreich
geschildertes Unbehagen gegenüber Müdigkeit und Stagnation und eine hitlastige
Disco-Hommage an vergangene Zeiten, die nur bedingt ernst genommen werden
will (wer will schon nochmal 16 sein?). Was zählt, ist jetzt.
(SPEX)
Der beste Augenblick in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen. Darauf
ist sie die alte geblieben und trotzdem ganz entschieden und gelassen
eine neue geworden. Die Gitarre hat sie nicht in den Schrank gestellt,
aber den Sampler aus der Schublade gezogen. Dadurch hat sie ihrem Rock'n'Roll
die Rebellion bewahrt, gleichzeitig aber eine dickeLadung Sexiness in
den Rhythmus geholt. Egal ob sich das eherruhig oder aufrührerisch
anläßt, Bernadette LaHengst hat ein sicheres Gespür für
Songs, die einem mindestens den Tag, vielleicht aber auch das Leben retten.
Das liegt daran, dass sie keine Angst vor Traurigkeit kennt, diese aber
vom Jammerlappentum alternder Diskurspopper zu unterscheiden weiß.
Man kann auch vielschichtig dazu sagen - dass gilt auch für die Texte
auf "Der beste Augenblick". Sie fangen beim Kleinen an und eröffnen
Perspektiven aufs Grosse und Ganze: es sind mit Forderungen verbundene
poppoetische Perlen, die Spaß machen, weil sie Hirn, Herz und Hintern
in Schwingungen versetzen. "Der beste Augenblick" macht glücklich,
weil es keine verbissene Gewolltheit darauf gibt. Alles erscheint selbstverständlich
und auf fröhliche Weise selbstbewusst und
offen. Gleichzeitig explodieren die Songs vor geballter Energie, die nur
entstehen kann, wenn jemand mehr will als lediglich gefallen. Das ist
der Unterschied zwischen schön und toll. "Der beste Augenblick"
ist beides. Überlegt man sich, wie wenig andere Frauenacts sich das
Recht nehmen, ohne Rechtfertigung zu agieren und wie sehr den wenigen,
die es tun, genau das übel genommen wird, dann wird außerdem
klar: "Der beste Augenblick" ist ein Wunder. [vollständiges
Interview]
(Interview: Connie Lösch - Junge Welt)
Bernadette La Hengst hat schon bei vielen Songs von Rocko Schamoni mitgesungen
- auch auf seiner Platte ist sie wieder dabei. Anfang der Neunziger schon
sang sie mit ihrer Band Die Braut haut ins Auge, einer der witzigsten
Frauenbands des Landes, theatralische Lieder über Betten, die stinken,
und Aschenbecher, die husten. Auf ihrem ersten Soloalbum "Der beste Augenblick
in deinem Leben ist gerade eben jetzt gewesen" treibt sie eine ähnliche
Idee wie Rocko Schamoni an. Auch sie will politisch bleiben, aber dabei
glatt werden wie ein Babyarsch.
Bei ihr gibt es Stücke, die klingen wie der Konzeptpunk der Goldenen Zitronen,
dazu singt La Hengst: "Sie haben nichts, was mich hier hält in ihrer Erwachsenenwelt".
Das Ganze allerdings im Ton der Juliane Werding, als ginge es um die klassischen
Schlagerthemen Herz, Schmerz, Heimat und Fernweh. Ein nächster Song trabt
daher wie Discofox, dieser Rhythmus, der rappelt wie Wohnzimmerstudio.
Dazu singt sie wie Annette Humpe: "Dies ist ein Lied, das ich schrieb
für alle, die ich hinter mir ließ."
Bei Bernadette La Hengst geht es um begehrenswerte Frauen, die Männer
verbrauchen, um Selbstmörderinnen und ewige Reisende. Über alle singt
sie, als wäre es ihr egal, bezirzend arrogant. Für sie ist der Schlager
das Reservat für alles, was der bürgerliche Alltag nicht zu bieten hat,
was ihm aber auch nicht gerade den Boden wegzieht. Da gehört Aufruhr rein,
meint sie. Genauso wie in den verkümmerten Sexappeal des politischen Liedguts.
Dem setzt La Hengst eine hanseatische Distanz zu sich selbst entgegen.
Ihre Lieder sollen flutschen. Schluss mit der ollen Bescheidenheit in
der Szene. Bernadette La Hengst geht es wie Rocko Schamoni darum, sich
über korrekte Punks und den moralischen Habitus der Altachtungsechziger
lustig zu machen, aber auch darum, dem verkopften Diskurspop der Hamburger
Schule ein bisschen Schick zu implantieren. Sie wollen raus aus den selbst
gebastelten Nischen, aber deshalb noch lange nicht rein in den Fettnapf
Schlager.
(SUSANNE MESSMER - taz)
Von wegen Diskurs-Pop, neue Befindlichkeit und alte Hamburger Schule.
Es geht auch anders. Schon im letzten Jahrzehnt sorgte Bernadette La Hengst
mit dem erfolgreichen Girlskombinat Die Braut haut ins Auge für frischen
Gegenwind in der Szene. Nun produzierte sie im Alleingang ein weiteres
Album voller Argumente gegen den müden Zeitgeist. Schließlich ist der
beste Augenblick in deinem Leben nicht morgen sondern gerade eben, wie
es schön programmatisch im Titelsong heißt. Also weg mit der Gemütlichkeit
und ran an die Geschichten, die das Leben so schreibt. Dazu dient der
Sampler, neben Gitarre und Keyboards das Hauptinstrument eines Raubzugs
quer durch die Popgeschichte, vor allem durch die 80er Jahre: Locker vereint
Bernadette La Hengst Standpunkt und Revolte mit Disko und Spaß und gibt
nicht nur im vermeintlichen Liebeslied mit einem „Hallo, es wird
nicht eingeschlafen!“ den richtigen Tritt in manch lahmes Hinterteil.
Sie spielt Vielseitigkeit als Trumpf aus, wechselt stilsicher von House
zu Elektro Pop, von Ironie zu Melancholie, von Annette Humpe zu Madonna.
Dazu diese Backgroundchöre, die dem Ganzen wieder etwas Kollektives geben
und so gar nicht nach Soloalbum klingen, eher nach großer Party. Trotz
Nachdenklichkeit und Ideologiekritik: Hier soll und darf getanzt werden.
(BARBARA WINKLER - Süddeutsche Zeitung)
"DER BESTE AUGENBLICK IN DEINEM LEBEN IST GERADE EBEN JETZT GEWESEN" -
vielleicht beim Hören dieses neuen großartigen Albums. Aber das müsst
ihr selbst entscheiden. BERNADETTE LA HENGST ist auf jeden Fall wieder
da, und wenn etwas gut so ist, dann das... [Vollständiger
Artikel]
(whirlypop.de)
Manchmal reicht schon der Titel eines Albums, um einen den Rhythmus spüren
zu lassen. ´´Der Beste Augenblick In
Deinem Leben Ist Gerade Eben Jetzt Gewesen`` zum Beispiel. Na? Groovt
schon, oder? Der Titel vom Debüt von Bernadette Hengst (of Die-Braut-haut-ins-Auge-Fame).
Was der Titel verspricht, hält die Platte: Bewegung ist ein bewusstes
Stolpern, Tanzen geht klar. Meistens reduziert auf Bass, Samples und Stimme.
Für ein dutzend Ohrwürmer reicht es. Und für ein interessantes
Konzerterlebnis sicherlich erst recht. (INTRO)
Biographie Bernadette La Hengst:
Bernadette La Hengst kommt aus Bad Salzuflen/Ostwestfalen, wo sie von
1986 bis 1988 auf dem Fast Weltweit-Label (u.a. mit Frank Spilker/Die
Sterne, Jochen Distelmeyer/Blumfeld) auf Kassettensamplern unter ihrem
Namen Stücke veröffentlichte.
1987 zog sie nach Berlin und arbeitete dort als Schauspielerin.
1989 ging sie nach Hamburg und gründete dort 1990 Die Braut haut
ins Auge und die Mobylettes, die frischen Wind in die Männer- Musikszene
brachten.
Von 1989 bis 1991 spielte sie bei "HUAH" und war seit 1992 auf
diversen Platten und bei Konzerten u.a. von Rocko Schamoni als Gast-Sängerin
zu hören.
Mit Die Braut haut ins Auge veröffentlichte sie drei Studio-Alben,
gab regelmäßig in allen Dörfern und Metropolen Deutschlands
inzwischen legendäre Konzerte und trat 1996 in Amerika (Chicago,
New York und Nashville) und im Sommer 1997 auf einem der größten
Rockfestivals in St. Petersburg/Rußland auf.
1999 trennten sich Die Braut haut ins Auge unter dem einvernehmlichen
Motto "9 Jahre sind genug" und nahmen zum Abschluss noch die
Live Platte "+ 1 auf der Gästeliste" auf, die Bernadette
La Hengst zur Abschiedstour 2000 auf ihrem Label "B.H.Records"
veröffentlichte.
1998 gründete sie die Booking Agentur "B.H.Booking", mit
der sie hauptsächlich Musikerinnen vertritt und eine weibliche Musik-Netzwerkbildung
in Deutschland unterstützt und vorantreibt.
Darüberhinaus schreibt Bernadette La Hengst Kurzgeschichten und Artikel
für diverse Tageszeitungen und Zeitschriften.
Sie ist Gründungsmitglied des nicht-kommerziellen Hamburger Kultur-
Kollektivs "Buttclub", das sich seit 1999 mit politischen Aktionen,
Lese-, Film- und Kunstveranstaltungen einen Namen gemacht hat.
Im Winter 2000/2001 lebte Bernadette La Hengst, finanziert durch ein Stipendium
der Hamburger Kulturbehörde, fünf Monate in Lissabon/Portugal,
wo ein Großteil der Stücke auf "Der beste Augenblick"
entstand.
2001 produzierte sie in Zusammenarbeit mit Peta Devlin (Tontechnikerin,
Ex-Die Braut haut ins Auge/ COW/Oma Hans) das Album von Parole Trixi "Die
Definition von Süß", das im März 2002 bei What`s
So Funny About erscheint.
Discographie:
1987: Fast Weltweit Kassettensampler Nr.1
1988: Fast Weltweit Kassettensampler Nr.2
1990: HUAH! Was machen Huah jetzt! (L`age d`or)
1991: Mobylettes, Girltalk (Elbtonal)
1991: Die Braut haut ins Auge, Doppelsingle (Pudels Records)
1993: Die Braut haut ins Auge, CD, LP (BMG)
1995: Die Braut haut ins Auge, Was nehm ich mit?, CD, LP (BMG)
1998: Die Braut haut ins Auge, Pop ist tot, CD (BMG)
2000: Die Braut haut ins Auge, + 1 auf der Gästeliste CD, LP (B.H.Records,
Ritchie Records)
2002: Bernadette La Hengst, Der beste Augenblick, CD (Trikont)
2002: Bernadette La Hengst, Vinyl Single: Keine Tränen (Ritchie Records)
2002: Ein Mädchen namens Gerd, Beitrag auf Johnny Cash Sampler, CD
(Trikont)
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