Flowers in the Wildwood
 
Flowers in teh Woldwood
Flowers in the Wildwood
Women in Early Country Music
CD-310
Preis: 15€
 KAUFEN 

Ein echter Cowboy kennt keine Furcht. Er kaut auf kalten Zigaretten, erschießt fiese Schurken und verbietet seiner Freundin, ihm beim Abschied den Rücken hinunter zu weinen, damit seine Sporen nicht rosten. Eitel wie ein Gockel stolziert er in Saloons hinein, breitbeinig, als hätte er Melonen dazwischen, um sich bei Whisky und Animiermädchen von den Strapazen des Männerdaseins zu erholen. Härter als das Leben der amerikanischen Kuhhirten ist nur noch das der trällernden Cowgirls an der Seite dieser Machos. "Flowers in the Wildwood - Women in early Country Music" heißt eine bei Trikont erschienene CD, die die singenden Mütter von Johnny Cash und den Dixie Chicks würdigt. Eine Compilation mit 25 Songs aus den zwanziger und dreißiger Jahren, randvoll gefüllt mit Country, Blues und viel weiblichem Selbstvertrauen. [mehr...]
(6. Juni 2003 - DENKmal, Aygül Cizmecioglu - 3Sat)

Andy's spotlight album of the week: "Once again, Germany's ever-idiosyncratic Trikont label brings us another collection to kill for. Neo-hill billies such as Gillian Welch, Natalie Merchant and Freakwater take their musical cues from many of the outfits from this period. It's worth buying this album for the names alone - Fred & Gertrude Gossett, the Coon Creek Girls, Samantha Bumgarner & Eva Davis, Mr & Mrs J W Baker, and the astonishing Dezurik Ssisters, whose yodelling acrobatics will make your hair stand on end. Ditrsibuted in the UK by Klang."
(BBC Radio3, Andy Kershaw, Friday, 4th July 2003)

Bunte Blumen im Wilden Westen
Es krisselt geräuschvoll im Hintergrund, schnarrige Daisy-Duck- Stimmen und beherzte Fiddle-Klänge ertönen - die HörerInnen der CD "Flowers in the Wildwood" fühlen sich plötzlich in einen staubigen Salon im Wilden Westen versetzt. Dort treffen sie auf rauchende und trinkende Westernladies in langen Rüschenröcken mit ausladenden Busen und staubigen Stiefeln... [mehr...]
(AVIVA-BERLIN.de)

A tremendous 70-plus minute collection of hillbilly, spirituals, and mountain music recordings from pioneering women in early country music. Staple performers like the Carter Family, Coon Creek Girls and the DeZurik Sisters are featured next to more obscure tracks. No other music stirs the soul quite like this.
(Other Music)

Ja, auch die Country-Musik ist politisch. Nicht erst seit den Tagen, da Michael Moore mit seinem Hinweis auf die Statements der Dixie-Chicks zur Politik des Rambo-Cowboys vielen klar denkenden Menschen aus dem Herzen sprach, nein, schon seit jeher scheiden sich am vermeindlich reaktionären Geist der croonenden Countrysänger und -sängerinnen die Meinungen. Für den einen sind sie die Ausgeburt einer den Mythos des tumben Landmannes aufrecht erhaltenden ewig gestrigen Geisteshaltung, die voller Inbrunst und Verklärung an vergangene Zeiten rassistischem Gedankengut die Stange hält, für den anderen ist es ganz einfach die Musik des kleinen Mannes, der das Herz am rechten Fleck hat und durchaus auch zu einer sozial-kritischen Denke in der Lage ist.
Vor ca. 70 - 80 Jahren war die Welt der fröhlich trällernden Jungs und Mädels aus dem Goldenen Westen allerdings noch weitestgehend in Ordnung. Nach heutigen Maßstäben musizierte man treudoof-naiv bis rührend-komisch drauf los, was die Welt der Liebes- und Lebensschnulzen so hergab. Speziell dem schwachen Geschlecht haftete in den 20er und 30er Jahren der Hauch des Avantgardistischen an, denn Frauen in der Country-Musik waren damals eher die Ausnahme. Umso amüsanter ist der Reigen an Ständchen und "Landlern" der einstigen Country-Emanzen anzuhören, die Christopf Wagner da zusammengetragen hat. Und der Mann kennt sich aus. Bereits vor 4 Jahren zeichnete er für den Trikont-Sampler "American Yodeling - 1911 bis 1946" verantwortlich, der in einschlägigen Kreisen höchste Anerkennung fand.
Jetzt also Flowers In The Wildwood, die ersten Frauen in der frühen Country-Szene. Und was gab es da nicht für klingende Namen: Moonshine Kate, Patsy Montana, die Wisdom Sisters oder Louisiana Lou sorgten mit Gitarre, Banjo, Fiddle und Jodel- Einlagen für Furore zwischen Texas und Tennessee. Aber auch die Golden Girls of The West oder die DeZurik Sisters waren Bühnenattraktionen ersten Ranges. Von eher einfältigen Nümmerchen über klagende Balladen und sozialkritischem Blues bis hin zu fidelen Harmonie-Gesängen reicht die Palette der hier gebotenen Beispiele weiblicher Sangeskunst im mittleren Westen vor dem zweiten Weltkrieg. Auch wenn dies sicher nicht jedermanns Baustelle ist, so ist dieser Sampler doch eine unglaublich vielseitige Schatzkiste einer vergangenen Epoche, die in ihrer Kuriosität und Aufrichtigkeit immer wieder beeindruckt. Und als Zugabe gibt's noch ein herzallerliebstes Booklet obendrein.
(Klaus Halama - sound.de)

Was würden wir bloß ohne das Trikont Label machen, das uns immer wieder mit den schönsten und ungewöhnlichsten CDs erfreut? Welches andere Label würde sich trauen, im Jahre 2003 einen Tonträger für weibliche Countrysängerinnen zu reservieren, die zudem in den 20er- und 30er-Jahren unterwegs waren?

Die CD ist mit 25 Songs randvoll gefüllt mit Country, Blues und viel weiblichem Selbstvertrauen. Allein die Namen der Interpretinnen sprechen Bände: Da sind vertreten Lousiana Lou, The Kentucky Girls, Girls Of The Golden West oder Moonshine Kate. Es geht um Liebe, verlorene Liebe, Liebste, die man gerne wieder loshaben möchte ("Wish I Was A Single Girl Again"), das Ufer des Tennessee River oder die Probleme der Frau des Minenarbeiters. All die Dinge also, die eine Frau im Wilden Westen des frühen 20. Jahrhunderts umtreiben konnten.

Von der "neuen Frau", die ein von Konventionen unbelastetes Leben führt, konnte damals natürlich noch keine Rede sein. Auch wenn also die Texte der hauptsächlich von Männern geschriebenen Songs immer noch das traditionelle Frauenbild verbreiteten, die Frauen in der frühen Countrymusik waren auch Vorreiter ihrer Geschlechtsgenossinnen. Schon allein der Vorstoß in die von Männern dominierte Countrymusik war ein Abenteuer. Mary Magdalene Garland bekannt als Aunt Molly Jackson ist ein gutes Beispiel, denn sie begann schon damals das Establishment zu bekämpfen.

Unbedingter Anspieltipp ist "I Left Her Standing There", das man nicht hören kann, ohne zumindest zu lächeln, wenn nicht gar lauthals zu prusten, so witzig und virtuos klingen die Jodler der Dezurik Sisters. Die beiden Schwestern waren damals bekannt für ihr "Trick-Jodeln", das Elemente des Vogelgesangs und -gezwitscher aufzunehmen versuchte. Das die Künstlerinnen dabei ebenso viel Spaß hatten wie das Publikum, darf man getrost voraussetzen.
Reich konnte man damit allerdings nicht werden (wie das wie immer hervorragend gemachte Booklet der CD Auskunft gibt): 25 Dollar gab es pro Auftritt, 12,50 für jede - das reichte noch nicht einmal für angemessene Kleidung. Die Reise von Chicago nach Nashville, wo es mehr Geld zu verdienen gab, erfolgte im Damenklo des Zuges, bei zugesperrter Tür - wegen der Sicherheit, man war mitten im Krieg, der Zug war voller Soldaten, und die waren, man kann es sich denken, nicht zimperlich.

Aber was echte Western-Frauen sind, die lassen sich eben nicht unterkriegen. Und so versuchten viele weibliche Sängerinnen in diesen Tagen Fuß im Showbiz zu fassen. Die Zusammenstellung dieser CD vereint die weniger bekannten Songs - und es gibt eine Menge zu entdecken.
(Tina Manske - zeichensprache.de)

Die Lieder dieser CD stammen aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, als die Frauen im Süden der USA sich daran machten, die Countrymusik für sich zu erobern. In raren Aufnahmen kommen die weiblichen Pioniere des Genres zu Wort, die sich nicht selten gegen harten Widerstand der Männerwelt durchsetzen mußten. Sie waren wirklich wie "Blumen im wilden Wald".
Man hört die Stimmen von Frauen, die voll von der Süße der Liebe sind, aber gleichfalls etwas von der Gewalt von Sandstürmen, Gewittern und der brennenden Sonne besitzen. Dies sind Schwestern, Töchter, Mütter, heimtückische Hexen, unschuldige Mädels, verruchte Weiber. Sie singen von Hoffnung und Furcht, von Geliebten, die sie anbeten und hassen, vom Glück, das man verliert und findet. Diese Lieder lassen einem das Herz anschwellen und zerbrechen und mit jedem Riß kommt man dem Himmel etwas näher.

 
last updated: 13.11.2004 | top