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Ein echter Cowboy
kennt keine Furcht. Er kaut auf kalten Zigaretten, erschießt fiese
Schurken und verbietet seiner Freundin, ihm beim Abschied den Rücken
hinunter zu weinen, damit seine Sporen nicht rosten. Eitel wie ein Gockel
stolziert er in Saloons hinein, breitbeinig, als hätte er Melonen
dazwischen, um sich bei Whisky und Animiermädchen von den Strapazen
des Männerdaseins zu erholen. Härter als das Leben der amerikanischen
Kuhhirten ist nur noch das der trällernden Cowgirls an der Seite
dieser Machos. "Flowers in the Wildwood - Women in early Country
Music" heißt eine bei Trikont erschienene CD, die die singenden
Mütter von Johnny Cash und den Dixie Chicks würdigt. Eine Compilation
mit 25 Songs aus den zwanziger und dreißiger Jahren, randvoll gefüllt
mit Country, Blues und viel weiblichem Selbstvertrauen. [mehr...]
Andy's spotlight
album of the week: "Once again, Germany's ever-idiosyncratic Trikont label
brings us another collection to kill for. Neo-hill billies such as Gillian
Welch, Natalie Merchant and Freakwater take their musical cues from many
of the outfits from this period. It's worth buying this album for the
names alone - Fred & Gertrude Gossett, the Coon Creek Girls, Samantha
Bumgarner & Eva Davis, Mr & Mrs J W Baker, and the astonishing Dezurik
Ssisters, whose yodelling acrobatics will make your hair stand on end.
Ditrsibuted in the UK by Klang." A
tremendous 70-plus minute collection of hillbilly, spirituals, and mountain
music recordings from pioneering women in early country music. Staple
performers like the Carter Family, Coon Creek Girls and the DeZurik Sisters
are featured next to more obscure tracks. No other music stirs the soul
quite like this.
Ja, auch die Country-Musik ist politisch. Nicht erst seit den Tagen, da
Michael Moore mit seinem Hinweis auf die Statements der Dixie-Chicks zur
Politik des Rambo-Cowboys vielen klar denkenden Menschen aus dem Herzen
sprach, nein, schon seit jeher scheiden sich am vermeindlich reaktionären
Geist der croonenden Countrysänger und -sängerinnen die Meinungen. Für
den einen sind sie die Ausgeburt einer den Mythos des tumben Landmannes
aufrecht erhaltenden ewig gestrigen Geisteshaltung, die voller Inbrunst
und Verklärung an vergangene Zeiten rassistischem Gedankengut die Stange
hält, für den anderen ist es ganz einfach die Musik des kleinen Mannes,
der das Herz am rechten Fleck hat und durchaus auch zu einer sozial-kritischen
Denke in der Lage ist. Was würden wir bloß ohne das Trikont Label machen, das uns immer wieder mit den schönsten und ungewöhnlichsten CDs erfreut? Welches andere Label würde sich trauen, im Jahre 2003 einen Tonträger für weibliche Countrysängerinnen zu reservieren, die zudem in den 20er- und 30er-Jahren unterwegs waren? Die CD ist mit 25 Songs randvoll gefüllt mit Country, Blues und viel weiblichem Selbstvertrauen. Allein die Namen der Interpretinnen sprechen Bände: Da sind vertreten Lousiana Lou, The Kentucky Girls, Girls Of The Golden West oder Moonshine Kate. Es geht um Liebe, verlorene Liebe, Liebste, die man gerne wieder loshaben möchte ("Wish I Was A Single Girl Again"), das Ufer des Tennessee River oder die Probleme der Frau des Minenarbeiters. All die Dinge also, die eine Frau im Wilden Westen des frühen 20. Jahrhunderts umtreiben konnten. Von der "neuen Frau", die ein von Konventionen unbelastetes Leben führt, konnte damals natürlich noch keine Rede sein. Auch wenn also die Texte der hauptsächlich von Männern geschriebenen Songs immer noch das traditionelle Frauenbild verbreiteten, die Frauen in der frühen Countrymusik waren auch Vorreiter ihrer Geschlechtsgenossinnen. Schon allein der Vorstoß in die von Männern dominierte Countrymusik war ein Abenteuer. Mary Magdalene Garland bekannt als Aunt Molly Jackson ist ein gutes Beispiel, denn sie begann schon damals das Establishment zu bekämpfen. Unbedingter Anspieltipp
ist "I Left Her Standing There", das man nicht hören kann,
ohne zumindest zu lächeln, wenn nicht gar lauthals zu prusten, so
witzig und virtuos klingen die Jodler der Dezurik Sisters. Die beiden
Schwestern waren damals bekannt für ihr "Trick-Jodeln",
das Elemente des Vogelgesangs und -gezwitscher aufzunehmen versuchte.
Das die Künstlerinnen dabei ebenso viel Spaß hatten wie das
Publikum, darf man getrost voraussetzen. Aber was echte Western-Frauen
sind, die lassen sich eben nicht unterkriegen. Und so versuchten viele
weibliche Sängerinnen in diesen Tagen Fuß im Showbiz zu fassen.
Die Zusammenstellung dieser CD vereint die weniger bekannten Songs - und
es gibt eine Menge zu entdecken.
Die Lieder dieser CD stammen aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg, als die
Frauen im Süden der USA sich daran machten, die Countrymusik für
sich zu erobern. In raren Aufnahmen kommen die weiblichen Pioniere des
Genres zu Wort, die sich nicht selten gegen harten Widerstand der Männerwelt
durchsetzen mußten. Sie waren wirklich wie "Blumen im wilden
Wald". |
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last updated: 13.11.2004 | top |