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(o-ton sterman: "amadeus-verleihung... das ist sowas wie die paralympischen spiele des pop". Vollständige Dankesrede von Attwenger gibts hier) Most, Pflug, Luft,
Song, Sun und die Kia
Enns? Mostviertel? Innviertel? Obstviertel? Mühlviertel? Kamen sie aus dem Kulturzentrum "Kanal" Schwertberg, aus der Linzer Hardcore Rezeption um Fadi Dorninger und die Kapu? Wonach sind die benannt? Nach der Ortschaft "Attweng"? Nach einer oberösterreichischen Verballhornung von "Ein Bisschen"? Oder doch nach einem Tischler, wie die von ihnen kolportierte Legende geht? Und wem ist das eingefallen?
Sind sie die Schwiegersöhne von Ernst Jandl und Friederike Mayröcker?
Von Jacques Derrida und Peter Rosegger im Kopfgeburtenrausch gezeugt?
Haben sich das Ganze Asger Jorn und KRS One beim Schnapsen ausgedacht,
und zwei wehrlose Musikanten mussten das dann ausführen? Oder alles
zusammen? Wama Liaba, Wama Liaba!
Attwenger Live Attwenger schafften es aber auf eine beeindruckende Art, sich zu verändern, ohne sich zu verändern und somit ein künstlerischer Fixpunkt zu bleiben. All die naheliegenden Issues, die von ihnen angerissen wurden, deren Teil sie waren [von "Volksmusik" bis "Avantgarde", von "Literatur" bis "Ironie", von "Internationalismus" bis "Groove"], wurden nicht gestreift oder "exploited", sondern durchdacht, angeeignet und verarbeitet: Musikalische Offenheit innerhalb eines strengen Konzepts, textliche Verfeinerung innerhalb des gnadenlosen Minimalismus, politische Offenheit und klare Standpunkte innerhalb des Images als Dialektlandeier, Vieldeutigkeit innerhalb der artifiziellen Reduktion, Intellektualität versteckt in einem Groove aus Holz - das verstanden Attwenger immer und dachten es mit, oft ohne dass die Kritik das gleich bemerkt hätte.
Kein Wunder, dass
sie das nicht bemerkt hat, war doch auf diesbezügliche Fragen oft
nur antiintellektuelles Grunzen aus den Mündern von Hans Peter Falkner
und Markus Binder zu hören. "Neue Volksmusik": Mit diesem unsäglichen Attribut sind Attwenger jahrelang gequält und in die "Ausseer Hardbradler"- und "Koa Hiatamadl"-Ecke gedrängt worden. Sie habens überstanden. Ist ja auch daneben
und lachhaft, aber mit sowas haben sich KünstlerInnen eben auseinanderzusetzen,
auch wenn sie avantgardistische Ideen abarbeiten. Und am besten, wenn
ihnen solche Dinge, ihre Musik und ihr Konzept im Auge behaltend, gleichgültig
sind. Die Derbheit, mit der der Beat und der Mostviertler [Innviertler? Obstviertler? Mühlviertler? ... aahhh ...] Rap auf die Menge gelassen wurde, das Kasperlhafte und dabei doch Grantige machte ihnen bei einem Teil ihres Publikums nicht nur Freunde. Bandnamen wie "Die Goas" oder Tapes namens "die Kia" haben sich nur schlecht mit dem "Derrida"-Bändchen vertragen, das viele Konsumenten avancierterer Popkultur, meist männliche und "feinsinnig- intellektuell- offene", damals in der Jackentasche spazieren trugen.
Dennoch hatten wir da eine im besten Sinn "postmoderne", "dekonstruktivistische", "klandestine", "dissidente", "artifizielle", "situationistische", "internationalistische" "Zelle", die auch noch in den "Groove" drängte und ihre "Version" davon machte. Alles, was alle wollten
und wovon alle sprachen, aber man sah es eben nicht gleich. Most! Oder kennt jemand eine kunstvollere und tröstlichere österreichische Popzeile wie das Mantra: "Es wead wieda woam wean"? Ernst Jandl hat das erkannt und sein donnerndes Dichterwort oft in Pro-Attwenger-Richtung geschleudert. Die Kunst und die Lyrik Attwengers bekamen ihr Recht.
John Peel hat das erkannt und sich in seiner Sendung auf BBC als Fan dieser seltsamen, unverwechselbaren und auf eine bizarre Art ortlosen Musik geoutet. Und die Band Attwenger
bekam Recht. Per Webvoting wurden Attwenger von den Usern dieser Seite zum beliebtesten "Alternative Act" gewählt, auch - und das macht sie besonders glücklich, wie man hört - für das dezitiert internationalistische und explizit politische "KaKlakarieda". Sie haben gewonnen und Stermann & Grissemann überreichen ihnen die Trophäe. Wir gratulieren herzlich. (http://fm4.orf.at/borisjordan/119418/main)
Knorrige Volkspunks
Was für eine Überraschung: Attwenger sind wieder da. Oder zurück.
Je nach Betrachtungsweise. Verschnaufpause beendet, alle voreiligen Abschiedsgedanken
anlässlich ihres 97er Albums "Song" beerdigt. Das war gestern.
Und heute ist heute: "Es ged scho, es gedscho wieder, es ged scho,
es gedscho wieder, es ged scho, gedscho wieda weida." ("Gedscho"). Wer als Erneuerer der Volkmusik gehandelt wird, gewinnt normalerweise abseits Carolin Reiberscher Volkstümlichkeit keinen Blumentopf. Anders bei Attwenger. Nur mit Schlagzeug und Akkordeon bewaffnet überzeugten die Österreicher in den frühen neunziger Jahren mit drei furiosen HipHop-Alben. Im Herbst 1995 überraschte das Duo seine Fans zunächst mit einer Trennung, um dann Ende 1997 mit dem Ambient-Album "Song" auf den Markt zu drängen. Fünf Jahre haben die beiden Linzer geschwiegen, um sich jetzt wieder zu Wort zu melden. Nachdem sie mit ihrer letzten Scheibe die Kunst des Verkürzens auf die Spitze getrieben haben, den Text auf das Nötigste reduzierten, sehen sie sich auf "Sun" gezwungen, Stellung zu beziehen. Mit Mundart gegen die neue Rechte. Freilich hat man der repetitiven Techno-Kultur nicht völlig abgeschworen, schenkt den Hörern mit "gedscho" eine der Motivationshymnen überhaupt. Doch die Angst vor dem Wort scheint endgültig überwunden. Gesprächig wie nie machen Attwenger mit "kaklakarida" ihrem Ärger über den wieder erstarkten Nationalismus Luft und öffnen sich dem Neuen. In ihrem Fall heißt das: neue Instrumente und Gastmusiker. Zu Schlagzeug, Akkordeon, Elektronika und Maultrommel gesellen sich Blechblasinstrumente, Gitarre, Bass und Keyboard. Und auch wenn die Kooperationen mit dem britischen Gitarrenvirtuosen Fred Frith und der Münchner Band Couch Attwenger ein wenig in ihrer Einzigartigkeit beschneiden, sind diese Ausrutscher dank der genialen Zusammenarbeit mit der serbischen Blaskapelle Boban Markovic Orkestar mehr als wettgemacht. Bei "sie dan" und "huad" klingen Attwenger anarchischer und wilder als zu ihren besten Zeiten. Mit "Sun"gelang
Attwenger die perfekte Mischung aus ihrer punkigen Frühpase und ihrem
viel gerühmten Elektronik-Album "Song". Selten wurde auf
so erfrischend ungestüme Art Weltmusik mit Electronica kombiniert.
Das Linzer Duo Attwenger
präsentiert derzeit nicht nur sein neues Album Möglicherweise
ist das jetzt eine etwas verstiegene These, aber: Entgegen
Attwengern, so wenig
wie möglich
Das Linzer Duo Attwenger
hat nach fünf Jahren mit "Sun" wieder ein Album vorgelegt.
Mit dem "Falter" (Wien) sprachen Markus Binder und Hans-Peter
Falkner über die Tätigkeit des "Attwengerns", über
das Reisen, das Abheben und die Musik, die entsteht, wenn man am Boden
sitzen bleibt... [Interview]
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last updated: 02.12.2005 | top |